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Königin Victoria - die Großmutter Europas

Am 24. Mai 1819 wurde eine der mächtigsten Frauen des 19. Jahrhunderts in Kensington Palace (London) geboren. Das einzige Kind von Eduard von Kent (1767-1820) und von Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786-1861) wurde auf den Namen Alexandrina Victoria getauft. Ihr Vater starb, als Victoria 8 Monate alt war. Die kleine Prinzessin verbrachte ihre Kindheit ziemlich isoliert und wurde von einer deutschen Gouvernante  - der Baronin Louise Lehzen - und ihrer Mutter erzogen.

Victoria und Lord Melbourne

Am 20. Juni 1837, als Victoria gerade 18 war, änderte sich ihr Leben total. Ihr Onkel, der britische König Wilhelm VI., starb. Er hatte keine legitimen Kinder und so wurde Victoria seine Nachfolgerin. Eine von Victorias ersten Handlungen als Königin war der Umzug von Kensington Palace nach Buckingham Palace. Seitdem ist der Palast die offizielle Londoner Residenz der britischen Monarchen. Am 28. Juni 1838 fand Victorias Krönung in der Westminster Abbey statt. Zur Zeit ihrer Thronbesteigung war der 58-jährige Lord Melbourne Premierminister. Zu ihm hatte die junge Königin volles Vertrauen. Ihr zweiter Vertrauter war ihr Onkel König Leopold I. von Belgien.

Victoria und Albert

Der bedeutendste Mann in ihrem Leben war jedoch ihr Ehemann. Am 10. Februar 1840 heiratete sie ihren deutschen Cousin Albert Sachsen-Coburg-Gotha. Ihn hatte sie einige Zeit vorher durch seine Besuche in England kennengelernt. Er war ihre große Liebe und hatte mächtigen Einfluss auf die Königin und ihre Arbeit. Ein großer Erfolg von Albert war die erste Weltausstellung in London (1851), die die wirtschaftlichen und industriellen Fortschritte im viktorianischen Großbritannien deutlich macht. Den Titel König bekam er allerdings nie!

Victoria und Albert hatten neun Kinder. Ihre Tochter Victoria heiratete Prinz Friedrich von Preußen, der 1888 für kurze Zeit Kaiser von Deutschland wurde. Auch ihre anderen Kinder heiraten in europäische Königs - und Fürstenhäuser hinein, was ihr den Titel „Die Großmutter Europas“ einbrachte.

Die Königin liebte Schottland.1848 kauften Victoria und Albert das Anwesen Balmoral im Norden Schottlands. Sie ließen das heutige Schloss errichten, das noch immer die Sommerresidenz der britischen Monarchen ist. Ein anderer Rückzugsort von Victoria und Albert war Osborne House auf der Isle of Wight.

Die Kaiserin von Indien

Völlig überraschend starb Albert im Dezember 1861 im Alter von nur 42 Jahren. Er hatte vermutlich Typhus. Victorias Trauer war so groß, dass sie sich für lange Zeit von der Öffentlichkeit zurückzog. Sie kam wohl wirklich nie über seinen Tod hinweg und trug bis an ihr Lebensende Trauerkleidung. Das Albert Memorial und die Royal Albert Hall, beide in Kensington (London), wurden ihm zu Ehren errichtet.

Ihr Leben ging jedoch weiter und sie vollbrachte weitere Erfolge. Mit der Hilfe von Premierminister Benjamin Disraeli nahm Victoria 1876 den Titel "Kaiserin von Indien" an.1887 feierte Victoria ihr goldenes Thronjubiläum. 10 Jahre später dann ihr Diamantenes.

Am 22. Januar 1901 starb die alte Dame in Osborne House, in den Armen ihres Enkels, dem deutschen Kaiser Wilhelm II. Beigesetzt wurde Victoria im Royal Mausoleum Frogmore (Windsor) neben ihren geliebten Albert. Sie regierte über 63 Jahre lang und erreichte damit die längste Regierungszeit in Großbritannien. Ihr folgte der älteste Sohn als Eduard VII. auf den Thron. Ihre Regierungszeit wurde als das Viktorianische Zeitalter benannt. Unter Victorias Herrschaft stieg Großbritannien zur Weltmacht auf und das Britische Weltreich erreichte seinen Höhepunkt.

copyright Rebecca Haertel 2010 für Suite 101


Charles Dickens „der geistige Vater“ von Oliver Twist

 

„Bitte Herr Vorsteher, ich möchte noch etwas zu Essen haben.“

Charles Dickens Fans werden den Spruch aus Oliver Twist kennen.

Der „geistige” Vater dieses kleinen Jungen wurde am 7. Februar 1812 in Portsmouth geboren. Sein Geburtshaus steht noch heute und kann besichtigt werden.

 

Charles Dickens Kindheit und Jugend

Charles Vater, John Dickens, war Marinezahlmeister. Seinen Vater mochte der kleine Charles sehr, mit seiner Mutter Elizabeth hatte er jedoch Probleme. 1817 zog die Familie nach Chatham (Kent). Dort verbrachte Charles einige glückliche Jahre. 1822 zog die Familie Dickens nach London (Camden Town).

Das Elend begann. Als John Dickens seine Schulden nicht mehr bezahlen konnte, wurde er ins Marshalsea, das Londoner Schuldgefängnis, gesteckt. Charles musste in einer Fabrik für Schuhpolitur arbeiten. Seine Erfahrungen dort inspirierten ihn zu einigen Passagen in David Copperfield. Als sein Vater aus dem Gefängnis entlassen wurde, ging es wieder bergauf. Charles Dickens erhielt eine vernünftige Ausbildung an der Wellington House Academy. Danach arbeitete er in einem Anwaltsbüro. Ab 1828 fing er an als Reporter zu arbeiten.

 

Charles Dickens Hochzeit

Seine erste große Liebe war Maria Beadnell. Ihre Eltern lehnten Charles jedoch ab und sie wurde nach Paris geschickt. Wenig später lernte Charles Catherine Hogarth kennen, die beiden heirateten 1836. Sie zeugten 10 Kinder. In diesem Jahr wurden die „Sketches by Boz“ veröffentlicht. Charles Dickens Erfolg als Romanschriftsteller begann. Viele seiner Werke erschienen zuerst als Fortsetzungen in Zeitschriften. 1837, in dem Jahr wo Oliver Twist erschien, zog die junge Familie Dickens nach Doughty Street (Bloomsbury). Dort ereignete sich eine Tragödie: Unerwartet starb, 18-jährig, Charles Schwägerin Mary Hogarth, die bei der Familie wohnte.

 

Charles Dickens Reise nach Amerika

1839 zog die Familie Dickens nach Devonshire Terrace (nahe Regents Park). 1842 besuchte Charles Dickens Amerika. Diese Reise war  jedoch eine große Enttäuschung für ihn. Unter anderem gab es Streit über internationales Copyright. 1843 erschien „A

Christmas Carol“, wohl eine der bekanntesten Weihnachtsgeschichten der Welt. 1844 hielt sich Charles Dickens für eine längere Zeit in Italien auf. 1846 verbrachte die Familie Dickens einige Monate in Lausanne und Paris.

Ab 1853 hielt Charles Dickens auch öffentliche Lesungen. 1855-56 erschien „Little Dorit“. In diesem Roman verarbeitete er seine Erlebnisse im Marshalsea Gefängnis.

Catherine und Charles hatten sich schon lange auseinandergelebt. Außerdem hatte Charles Dickens, der eine Leidenschaft fürs Theater hatte, sich in die Schauspielerin Ellen Ternan verliebt. 1858 trennte das Ehepaar Dickens sich schließlich.

1860 zog Charles in sein Traumhaus, Gad’s Hill Place, bei Rochester.

 

Charles Dickens Tod

Trotz angeschlagener Gesundheit machte Charles Dickens 1867 eine zweite Reise nach Amerika. Diese Reise war, im Gegensatz zur Ersten, jedoch ein voller Erfolg. Allerdings verschlechterte sich Charles Gesundheitszustand drastisch. Sein neuester Roman “Das Geheimnis des Edwin Drood“ sollte auch sein letzter sein und unvollendet bleiben. Am 8. Juni 1870 bekam Charles Dickens einen Schlaganfall. Einen Tag später starb er in Gad’s Hill. Beigesetzt wurde Charles Dickens in der Westminster Abbey (London).

Sein Tod löste nicht nur tiefe Trauer in Großbritannien aus, sondern  in der ganzen Welt.

 

copyright Rebecca Haertel 2010 für Suite 101

   

Virginia Woolf

 

 

 

„Die größte Klugheit einer klugen Frau besteht darin, ihre Klugheit nicht zu zeigen", meinte Virginia Woolf einmal. Sie musste es wissen, denn Sie gehörte zu den erfolgreichsten englischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts.

Und Sie war klug!

 

Ihre frühen Jahre

Am 25. Januar 1882 erblickte Virginia Stephen in London das Licht der Welt. Ihr Vater war der Schriftsteller Sir Leslie Stephen (1832–1904). Von ihm hatte sie wohl ihr Talent geerbt, aber wahrscheinlich auch ihre Krankheit. Schon als junges Mädchen litt sie an Depressionen - die Erste wurde vermutlich durch den frühen Tod ihrer Mutter ausgelöst. Weitere familiäre Schicksalsschläge folgten. 1905 begann Virginia für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften zu schreiben, unter anderem für das Times Literary Supplement. Ihre Mitarbeit am Times Literary Supplement dauerte bis an ihr Lebensende. Virginia Woolf war außerdem Mitglied der renommierten Bloomsbury Group - ein Treffpunkt von intellektuellen Literaten, Malern, Verlegern, Kritikern und Wissenschaftlern. Am 10. August 1912 heiratete Virginia den Autor und Publizisten Leonard Woolf, den sie einige Jahre zuvor kennen gelernt hatte. 1915 zog das junge Ehepaar von Bloomsbury nach Richmond im Süden Londons. Im selben Jahr erschien auch Virginias Woolfs erster Roman "The Voyage out" ("Die Fahrt hinaus"), ein biographisches Buch, denn viele der Charakter ähneln ihren Verwandten. 1917 gründeten Virginia und Leonard ihren eigenen Verlag - die Hogarth Press.

 

 

Virginia Woolfs Leben in East Sussex

Szenenwechsel: Grüne sanfte Hügel durchziehen die Landschaft, die Luft ist frisch. Südlich von London liegt die Grafschaft East Sussex, die Virginia sehr liebte.

1919 kauften Virginia Woolf und ihr Mann Leonard, das aus dem 18. Jahrhundert stammende Monks House, in Rodmell. Rodmell ist ein kleines Dorf, das idyllisch an der Ouse südöstlich von Lewes, der Hauptstadt von East Sussex, liegt. Dennoch gaben sie ihr Londoner Domizil nicht auf. Virginias Schwester Vanessa Bell und ihr Mann Duncan Grant lebten bereits seit 1916 in East Sussex - im Charleston Farmhouse in der Nähe des Dorfes Berwick. Malsüchtig, wie sie waren, dekorierten sie fast jeden Zentimeter ihres Landsitzes. Das Innere von der Dorfkirche übrigens auch! Viele zeitgenössische Schriftsteller und Künstler besuchten Virginia und Vanessa im malerischen East-Sussex.

1922 erschien "Jakobs Room" ("Jakobs Raum”). Der Protagonist trägt viele Züge ihres Bruders Thoby, der 1906 an Typhus starb. 1925 veröffentlichte Virginia Woolf einen ihrer bedeutendsten Werke, den Roman “Mrs Dalloway”. Zwei Jahre später erschien der Roman “To the Lighthouse” (Zum Leuchtturm), der eine Art Autobiographie ihrer Kindheit ist. 1928 veröffentlichte sie Orlando, eine humorvolle Liebeserklärung an ihre Freundin - die Schriftstellerin Vita-Sackville West (1892-1962). Das feministische Essay "A Room Of One's Own "("Ein Zimmer für sich allein") erschien ein Jahr später. Das folgende Zitat stammt aus diesem Essay: „ Frauen waren jahrhundertelang ein Vergrößerungsspiegel, der es den Männern ermöglichte, sich selbst in doppelter Lebensgröße zu sehen."

 

 

Der Zweite Weltkrieg und Virginia Woolfs Tod

1931 wurde "The Waves" ("Die Wellen") veröffentlicht, 1937 erschien "The Years" ( "Die Jahre") und 1938, ein Jahr vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges,  das feministische Werk "Three Guineas" ("Drei Guineen").

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beschäftigten Leonard und Virginia Woolf sehr. Nachdem ihr Haus in London 1940 durch Bomben zerstört wurde, lebten sie nur noch in Monks House. Am Ende konnte Virginia den Stress des Zweiten Weltkrieges nicht mehr aushalten. Am 28. März 1941 ertränkte sie sich in der Ouse. Erst einige Wochen später wurde ihre Leiche gefunden. Posthum erschien ihr Werk "Between the Acts" ("Zwischen den Akten"). Die Asche von Virginia Woolf und ihrem Mann Leonard, der 1969 starb, ist im Garten von Monks House begraben.

Quellen:

www.dhm.de/lemo/html/biografien/WoolfVirginia/

www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/virginia-woolf/

 

copyright Rebecca Haertel 2010 für Suite 101